Leipziger Kirchen zwischen Vernichtung und Neubeginn (1945 – 1960)

Ein Vortrag von Christoph Kaufmann am 10. Oktober 2017

Zu einem spannenden Vortrag zum Thema Leipziger Kirchen fanden sich am Dienstagabend interessierte Zuhörer im Haus Böttchergäßchen ein. Christoph Kaufmann hatte als Kurator an der Ausstellung Plan! Leipzig. Architektur und Städtebau 1945 bis 1976 maßgeblich mitgewirkt und nahm die Besucher mit in eine Zeit, die für viele Leipziger Kirchengemeinden prägend war.

Nachdem im Zweiten Weltkrieg elf Leipziger Kirchen mehr oder weniger stark zerstört worden waren, hatte die Bevölkerung unmittelbar nach Kriegsende weitaus andere Sorgen, als den Wiederaufbau der Gotteshäuser. Diese wurden jedoch aufgrund des Zuzugs von neuen Gemeindemitgliedern aus den ehemaligen deutschen Gebieten im Osten dringend benötigt. Herr Kaufmann ging in seinem Vortrag auf die Schicksale unterschiedlicher Kirchen im Leipziger Stadtgebiet ein, etwa die Johanniskirche, die Kloster- und Pfarrkirche St. Albert oder die Evangelisch Reformierte Kirche. Veranschaulicht wurden die Beispiele durch zeitgenössische Fotografien aus den entsprechenden Gemeindearchiven und – im Falle der neu- oder wiederaufgebauten Kirchen – auch durch aktuelle Aufnahmen.

Bemerkenswert ist, dass beispielsweise der Wiederaufbau der Evangelisch Reformierten Kirche am Tröndlinring durch staatliche Unterstützung realisiert werden konnte. Erst in den 1950er Jahren wandelte sich diese Haltung, woraufhin unter anderem die Baugenehmigung für den Neubau der zerstörten Propsteikirche westlich des Neuen Rathauses widerrufen wurde. Das Engagement, mit dem sich viele Leipziger Christen für die Rettung der beschädigten Kirchen einsetzten, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Trotz des Mangels an notwendigen Baustoffen und Arbeitskräften erreichten sie das scheinbar Unmögliche. Vor allem der Neubau der St. Trinitatiskirche in Anger-Crottendorf sei dabei hervorgehoben: Dort wurden Steine aus der zerstörten Johanniskirche verwendet, die durch „viele Hände gegangen waren“, ehe sie der evangelischen Gemeinde ein neues Zuhause schufen.

Der Vortrag von Christoph Kaufmann war ein gelungener Abschluss der interessanten Vortragsreihe, die das Stadtgeschichtliche Museum im Rahmen der Ausstellung ausrichten konnte. Noch bis Sonntag, dem 15. Oktober kann „Plan!“ im Haus Böttchergäßchen besichtigt werden. Die Finissage mit einer letzten Kuratorenführung findet 15 Uhr statt.

Ein Beitrag von Julia Mangler