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Leben, Liebe und Leiden

Elsa Asenijeff in Leipzig

Als Elsa Asenijeff 1895 zum Studium nach Leipzig kam, war die gebürtige Wienerin 28 Jahre alt und mit einem bulgarischen Ingenieur verheiratet.
Ihr erstes Kind hatte sie verloren: Asen, von ihm leitet sich ihr Künstlername ab. 1896 bekam sie ein zweites Kind, Heraklit, das bei der Großmutter aufwuchs.

An der Leipziger Universität konnte sie als Frau nur Gasthörerin sein, sie studierte Psychologie und Philosophie. In Leipzig erschienen erste Werke von ihr, Erzählungen, Gedichte, Essays.

1897 lernte sie den zehn Jahre älteren und bereits etablierten Künstler Max Klinger kennen und lieben. Die beiden führten viele Jahre lang eine leidenschaftliche Beziehung, 1900 kam die gemeinsame Tochter Désirée zur Welt.
Klinger und Asenijeff galten in Leipzig als prominentes und schillerndes Künstlerpaar, ihre exotische Schönheit fiel auf. Sie verkehrten mit den bekanntesten Künstlern und Musikern ihrer Zeit. Elsa Asenijeff unterstützte Klinger bei seinen künstlerischen Vorhaben und ging mit ihm auf Reisen. Sie ließ sich von ihrem ersten Mann scheiden, dennoch heiratete Max Klinger sie aus Rücksicht auf seinen guten Ruf und seine Familie nicht.

Den Höhepunkt ihrer Karriere als Lyrikerin erlebte Asenijeff um 1910, als sie zum Mittelpunkt eines Kreises junger Dichter wurde, die an der Leipziger Universität studierten und im Umkreis des Leipziger Kurt Wolff Verlags wegbereitend für die Entwicklung der modernen Literatur wirkten. Dazu gehörten Kurt Pinthus, Walter Hasenclever und Ulrich Steindorff, zeitweise auch Franz Werfel und viele andere. Elsa Asenijeff übernahm als ältere und erfahrenere Schriftstellerin die Rolle einer Mentorin.
Der Erste Weltkrieg sprengte den literarischen Freundeskreis, seine Mitglieder wurden als Soldaten eingezogen oder verließen Leipzig aus anderen Gründen.

Etwa 1909 hatte der 54-jährige Max Klinger eine Beziehung mit der 16-jährigen Gertrud Bock begonnen, die für ihn als Modell arbeitete. Die Beziehung zu Elsa Asenijeff bestand aber weiterhin.
Erst Klingers Schlaganfall 1919 bedeutete das endgültige Aus für die Beziehung, auf dem Krankenbett heiratete Klinger Gertrud Bock, am 4. Juli 1920 starb er.

Elsa Asenijeff stand nun allein, schutzlos und verarmt da. Ihr Widerspruchsgeist brachte sie zunehmend in Schwierigkeiten, es folgten Verhaftungen, Zwangseinweisungen in die Psychiatrie, schließlich die Entmündigung und Unterbringung in wechselnden Versorgungseinrichtungen. Die Diagnose: „Querulantenwahnsinn“.
In den folgenden Jahren kämpfte Asenijeff zunächst noch um ihr Recht und veröffentlichte auch weiterhin Gedichte.
Am 5. April 1941 starb Elsa Asenijeff in der Landesanstalt Bräunsdorf bei Freiberg und geriet für Jahrzehnte weitgehend in Vergessenheit.