Silber auf Glas. Leipzig Fotografien Atelier Hermann Walter 1913 – 1935
11.12.2019 – 2.8.2020
Eröffnung: Di 10.12.2019, 18 Uhr
Haus Böttchergäßchen, Böttchergäßchen 3, 04109 Leipzig
Das Begleitprogramm im verlängerten Ausstellungszeitraum finden Sie hier.
Leipzigs berühmter Stadtfotograf Hermann Walter starb 1909 und hinterließ ein gewaltiges Werk an erstklassigen Architekturfotografien. Sein Atelier wurde vom Sohn Karl Walter und Schwager Bernhard Müller unter gleichem Namen weitergeführt. Dabei konnte an die Aufgabengebiete und an die Qualität des Namensgebers angeknüpft werden. Mit Firmenaufgabe im Juli 1935 übergab Karl Walter das Plattenarchiv der Firma mit rund 4.000 Aufnahmen an das Stadtgeschichtliche Museum. Weitere wichtige Konvolute konnten zudem in den letzten Jahren erworben werden.
Die Ausstellung Silber auf Glas zeigt erstmals etwa 280 Fotografien der Firma Walter aus den bewegten Jahren 1913 bis 1935. Das Atelier widmete sich vornehmlich der Architekturfotografie. Die Bilddokumente der aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrenden Leipziger Truppen 1919 und der während des Kapp-Lüttwitz-Putsches 1920 errichteten Barrikaden sind seltene Ausflüge in das Genre der Reportagefotografie.
Mit der steigenden Baukonjunktur ab Mitte der 1920er Jahre nahm die Tätigkeit des Fotoateliers weiter Fahrt auf: Die Fotografien dokumentieren den sich wieder belebenden Wohnungsbau, die Errichtung neuer öffentlicher Gebäude, wie z. B. des GRASSI Museums, sowie die Modernisierung der städtischen Infrastruktur. Auch die Fortschritte der Motorisierung in der modernen Großstadt Leipzig auf Straßen und Plätzen ist auf zahlreichen Fotografien aus dem Atelier Walter ablesbar. Die gezeigten Aufnahmen geben zudem Einblicke in das Privatleben, so zeigen sie gediegene Salons und Privatgemächer. Darüber hinaus geben sie Auskunft über Freizeitmöglichkeiten und -aktivitäten wie den Leipziger Zoo oder das Freibad Schönefeld.
Der bekannte Bildhauer Johannes Hartmann ermöglichte der Firma Walter Einblicke in das ehemalige Atelier von Max Klinger, wo zahlreiche Werke Hartmanns im Schaffensprozess abgebildet wurden.
Die große Bandbreite der gezeigten Fotografien ist ein Abbild Leipzigs im frühen 20. Jahrhundert. Sie zeigen das Leben und Aufstreben der Großstadt rund um die Goldenen Zwanziger Jahre in einer Zeit, in der die Fotografie noch aufwändiges Handwerk war und Glasplatten mit einer hochsensiblen Silberlösung imprägniert wurden. Diese sehr dauerhafte Verbindung von Silber und Glas ermöglicht uns bis heute, hochwertige Reproduktionen herzustellen und sie der Öffentlichkeit präsentieren zu können.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.