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Sabrina Asche
pattern, reframed history, 2021
F/9031/2005-1910/2021
F/2015/921-1966/68/2021
Siebdrucke auf langfaserigem Seidenpapier

Der Gang ins Depot des Stadtgeschichtlichen Museums weckte die Faszination für die Stoffe und Kleidung, die als Stellvertreter*innen und Abbild von Leipzigs Identität bewahrt werden. In Boxen gestapelt und mit einfachen Kopien von noch einfacheren Darstellungen des Inhalts ausgehend, befragte ich ihre Herkunft. Über ein Interesse an den textilen Bestand und seiner Ausdrucksweise hinaus entstand der Eindruck auf mögliche Leerstellen mögliche Antworten finden zu können. Die Bildebenen zweier Glasnegative aus dem Depot sollten dazu dienen, innerhalb des druckgrafischen Prozesses in haptisch erfahrbare Installationen transferiert und erneut beleuchtet zu werden. Als Stätte der industriellen Produktion und Arbeit tritt hier die ehemalige Leipziger Baumwollspinnerei mit dem Konsument-Warenhaus am Brühl in einen erweitert fotografischen Dialog. Als künstlerische Geste gedacht, beginnen sich die Rahmen der ursprünglichen Bilder aufzulösen und ermöglichen neue Perspektiven auf zwei der bekanntesten Orte Leipzigs und ihre Geschichte. Strukturen und Muster die als Details dieser neuen Darstellungen auch etwas Haptisch-Tex tiles vermuten lassen, verweisen dabei parallel auf das Fragmentarische von Fotografie. Ähnlich wie in dem von Allan Sekula verfassten Essay »Ein Archiv lesen« stellt die Arbeit einen Versuch dar, dem Verhältnis von fotografischer Kultur und Wirtschaftsleben nachzugehen. Neben Fragen an Hinterlassenschaft wird beleuchtet wie ein soziales und historisches Gedächtnis durch Fotografie und ihre Erweiterungen transformiert werden kann.

Sabrina Asche ist Meisterschülerin bei Prof. Oliver Kossack an der HGB Leipzig. Ihre künstlerische Praxis basiert auf humanitären, sozio-kulturellen als auch politischen Aspekten rund um textile Themen. Ihr Schwerpunkt liegt in der Fotografie und Druckgrafik.

Johannes Unger
ohne Titel (Kleingärten), 2021
Öl auf Leinwand, Holzlatten 70 × 100 cm

In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit dem Kleingarten als historischem und zeitgenössischem Symbol, das verschiedene Bedeutungszusammenhänge miteinander verknüpft. Im Laufe der Zeit haben sich diese als Erholungsorte für die Arbeiterschaft in Industriestädten konzipierten Kleingärten zu etwas entwickelt, das als »typisch deutsch« gilt. Tatsächlich sind Kleingärtner*innen in verschiedenen demographischen Gruppen zu finden: Es lassen sich unterschiedlichste Weltanschauungen, Altersgruppen und soziale Herkünfte in den Kleingartenkolonien antreffen. Während der Corona-Pandemie war und ist auch in Leipzig zu beobachten, dass immer mehr Menschen sich einen Platz in solchen Gartenanlagen suchen, um den privaten Raum der eigenen Wohnung zu vergrößern. Aber wovon ziehen sich Menschen eigentlich zurück, und wofür müssen sie sich erholen? Ist das Zusammenleben in diesen Miniatur-Siedlungen von einem offenen Miteinander geprägt oder erfüllen die abgezäunten Parzellen einen Wunsch nach Abgrenzung? Inwiefern tragen normative Vereinsstrukturen zu einer autoritär denkenden Gesellschaft bei?

Johannes Unger, geboren 1997, studiert seit 2015 an der HGB Leipzig Malerei und Grafik; soeben hat er sein Studium mit dem Diplom abgeschlossen. In seiner medienübergreifenden Arbeit beschäftigt er sich mit Bedeutungsverschiebungen in den Zusammenhängen von medialen und kulturellen Narrativen.

Juanita Anzellini Guzman
ANDERE KOORDINATEN Vol. 4, 2021
Booklet / Zum Mitnehmen!

Wie bewegt sich eine blinde Schauspielerin in der Stadt? Wie ist ihre Erfahrung auf der Bühne? In dieser Publikation geht es um Fragen an Personen, die eine visuelle Beeinträchtigung haben. Was sie machen, wie sie leben. Die Erfahrung der Blindheit tritt in sehr unterschiedlichen Ebenen in Erscheinung. In Kontakt zu treten und Fragen zu stellen, ist für mich ein möglicher Weg, um die eigene Grenze zu überschreiten und neue Perspektiven zu enthüllen. Dieses Mal geht es um die Stadt Leipzig (Veror tung), um das Schauspiel und darum was es bedeutet Kunst/Leipzig tastbar zu machen. Eingeladene Person: Pernille Sonne

Juana Anzellini wurde 1985 in Bogotá, Kolumbien geboren. Im Herbst 2013 verlagerte sie ihren Lebensmittelpunkt nach Deutschland. Hier beteiligte sie sich bereits an mehreren Kunstprojekten und Ausstellungen mit Malerei, Zeichnungen und Grafik. Ihre Arbeit wirft Fragen an den Mensch auf, der sowohl in einer physischen, als auch in einer psychischen Dimension auftritt. Insbesondere interessiert sie das Thema Blindheit im übertragenen Sinn; ihre Grenzen und ihre Reichweite. www.juana-anzellini.com / @juananzellini

Carolin Otto
Mein Leipzig love ich mir, 2016/ 2021
Tex t auf Papier, Aluminium-Vorhang, Plastik-Objekt auf Sockel
→ Bitte werfen Sie einen Blick hinter den Vorhang!

Die Arbeit zeigt eine Bauchtasche und einen Aluminium-Vorhang. Das performative Element besteht darin, dass die betrachtende Person den Vorhang zur Seite schiebt, um den Text lesen zu können, der sich dahinter verbirgt. Durch ihre persönliche Erzählung wirft die Künstlerin einen Blick auf die (kreativen) Freiräume und Subkultur-Szenen in Leipzig und deren Potenzial für die Formung(en) eines persönlichen Identitätsgefühls. Fühlen Sie sich einer/mehreren Subkultur/en zugehörig? Wenn ja, welche hat Sie besonders geprägt?

Carolin Otto, geboren 1989, wohnt seit 2014 mit Unterbrechungen in Leipzig. Sie wirkt seit 2019 in der Fachklasse »Intermedia« der HGB mit. Ihr künstlerischer Fokus gilt der Performance-Kunst und der Intervention im öffentlichen Raum. Mit der Stadt Leipzig verbindet sie unter anderem ihre Studienzeit.

Deborah Jeromin
Richard ist Leipziger 2013, 2021
Postkarten, 14,8 × 10,5 cm

Zur Zeit seiner Errichtung galt das Richard-Wagner-NationalDenkmal als ›bedeutendste Kulturtat der Stadt Leipzig‹. Der einzige Hinweis auf dieses »Projekt« ist heute der Name: »Richard Wagner Hain«. Wo aber sollen diese bröckelnden Treppen künftig hinführen? Wofür waren die Ver tiefungen in den massiven Mauern gedacht?  Im Jahr, in dem Teile des Denkmals nach Leipzig geholt werden und die Sanierung für den Hain beschlossen wurde, möchten die Postkarten, die Vorkommnisse um das nie errichtete Richard-Wagner-National-Denkmal beleuchten.

Deborah Jeromin hat Medienkunst an der HGB studiert und lebt in Leipzig. Sie beschäftigt sich meist mit historischen Themen, die sie aufarbeitet und künstlerisch zugänglich macht. Ihr Interesse gilt textilen Handarbeitsprozessen, feministischer Geschichtsschreibung und NS-Orten. Dazu arbeitet sie in Film, Schrift und VideoInstallationen. deborahjeromin.net / verwundenefaeden.net

Fotos: Nadine Gerth