Menu

"AUSGESTELLT UND ANGESTAUNT. Menschen, Technik, Traditionen auf der STIGA 1897": Intervention im Alten Rathaus eröffnet

06.07.2022

Die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung 1897 war eine Großveranstaltung, die vor 125 Jahren ein Millionenpublikum im Herzen Leipzigs in ihren Bann zog. Sie war angelehnt an große Weltausstellungen und bot Superlative. Etwa 2,3 Millionen Gäste bestaunten hier neueste Technik, kamen zur Unterhaltung und Vergnügen. Deren Dimensionen, aber auch kritische Seiten des Ausgestelltseins zeigt das Museum in einer Intervention im Alten Rathaus.

Die für Leipzig so wichtige Messe entwickelte sich rund ums Jubiläumsjahr zur modernen Musterschau. Angeregt vom Handelsbürgertum, betonte die Industrieausstellung die wirtschaftliche Bedeutung Mitteldeutschlands für das Deutsche Reich, auch gegenüber der Konkurrenz. Viele innovative Firmen, auch aus Leipzig, präsentierten ihre Leistungen. Sie beruhten auf dem positiven Gründungsklima der Stadt und politischer Förderung. Modernste Ausstellungsmittel zeigten den Boom von Industrie und Technik in Kontrast zu historischen Architekturen, dörflichem Leben – und Menschen aus Ostafrika. Die als Menschenschau aufgebaute Deutsch-Ostafrikanische Ausstellung (DOAA) als Teil der Industrieausstellung STIGA war eine entmenschlichende Ausstellung zur Belustigung des weißen Publikums. 47 Ostafrikanerinnen und Ostafrikaner waren dafür nach Leipzig gebracht worden. Sie wurden als Teil einer vermeintlich idyllischen deutschen Kolonialherrschaft zur Schau gestellt.

Im Alten Rathaus stellt die Intervention "AUSGESTELLT UND ANGESTAUNT. Menschen, Technik, Traditionen auf der STIGA 1897"  bewusst die Perspektive der ausgestellten Personen in den Vordergrund statt der vermeintlich "objektiven" weißen Geschichtsschreibung. Dazu kommen noch weitere Menschenbilder in diesem großen Vergnügungspark, denn auch das war die Industrieausstellung: Kostümierte, die sich als Händler, Schankmädchen oder Ritter aus einer heilen Vergangenheit zeigten oder Thüringer Bauersleute. Wie in einem Themenpark wurde ein Bild von Stadt und Land, Moderne und Vergangenheit und letztlich auch Rassendenken vorgeführt. Lebensweisen, Technik und Traditionen wurden hier zu einem Spiegel ihrer Zeit.

Die Intervention des Stadtgeschichtlichen Museums „stört“ damit in ihrer Ständigen Ausstellung »Moderne Zeiten«. Im Alten Rathaus suchen diese Bilder und Objekte Kontraste zu den bekannten Stadtansichten und Exponaten. Fotos, Pläne, Souvenirs, aber auch einer Maschine oder selbst einem Sportgerät oder Klavier zeigen noch heute, was die STIGA damals für die Menschen bedeutete: Das Erlebnis von modernen Technologien wie elektrischem Licht und Antrieb, in der Industrie genau wie im Alltag.

Zum Ausstellungsrundgang erhält jeder Gast zudem ein Quiz, womit er die Ausstellung besser kennenlernen kann und sein Wissen rund um die STIGA testen kann.

‹ Zurück zur Übersicht