Gedenktafel zur Hexenverfolgung in Leipzig enthüllt
16.11.2020
Zur Erinnerung an die Hexenverfolgung in Leipzig wurde in der vergangenen Woche eine Gedenktafel am Alten Rathaus enthüllt. Dieser prominente Ort, markseitig am Durchgang zum Naschmarkt, wurde auserwählt, um die Erinnerung an dieses düstere Kapitel mitten in die Stadtgesellschaft zu tragen.
Die Hexenverfolgung dauerte in Leipzig von 1479 bis 1730 an. In dieser Zeit wurden, nach aktuellem Wissenstand, 35 Prozesse zur Hexerei durchgeführt. Von den 250 Verurteilten fanden 72 den Tod. Die Gründe der Hexenverfolgung waren vielfältig: So herrschte einerseits der Glaube an gotteslästerliche Zauberei, andererseits nutzt man den Vorwurf, um sich unliebsamer Menschen zu entledigen oder diese zu disziplinieren. Beteiligt an der Verfolgung waren kirchliche und weltliche Kräfte. Dabei traf es sowohl jüngere als auch ältere, reichere und ärmere Frauen, Männer und Kinder, wobei 80% der Oper Frauen waren. Die Zeit der Hexenverfolgung änderte das Bild der Frau. So waren ihre gesellschaftlichen, familiären, reproduktiven und beruflichen Rechte weitestgehend eingeschränkt oder gingen gänzlich verloren.
Der „Arbeitskreis zur Aufarbeitung der Hexenverfolgung in Leipzig/Sachsen“ hatte sich des Themas angenommen und für die Aufarbeitung historischer Fakten, deren Publikation über die Website sowie die Initiierung der Gedenktafel engagiert. Für Letztere wurden außerdem Spenden gesammelt, mit denen die Finanzierung durch die Stadt Leipzig unterstützt wurde. Die Gestaltung der Tafel wurde von der Künstlerin Contanze Zorn übernommen.
Der Text der Gedenktafel:
Hexenverfolgung in Leipzig
Im Alten Rathaus hatten das Stadtgericht und der für ganz Kursachsen tätige Schöffenstuhl ihren Sitz. Beide Gerichte fällten auch Urteile zu Zauberei und Hexerei. Von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Jahr 1730 wurden mindestens 250 Frauen, Männer und Kinder verurteilt – davon 72 zum Tod. Das damit verbundene Leid mahnt heute zu Toleranz, Gerechtigkeit und Wahrung der Menschenwürde.
Fotos: (c) Stadtgeschichtliches Museum, Foto Katja Etzold
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