Sport-Blick - Große Pläne vor 125 Jahren
26.09.2021
Schon im Jahre 1895 bestand der Plan der deutschen Turnerschaften eine deutsche nationale Olympiade (1900) zu veranstalten. Bei der Turnerschaft lag das Hauptaugenmerk auf der harmonischen Ausbildung des Menschen und nicht auf Einzelleistungen gerichteten Wettstreit, wie bei den olympischen Spielen der Neuzeit, welche seit Athen 1896 wieder regelmäßig stattfanden. Man bevorzugte nicht die Höchstleistung, sondern die Vielseitigkeit der sportlichen Ausbildung. Natürlich stand hier auch der vaterländische Gedanke Pate und daher sollten zudem auch zusätzlich Nationaltage für deutsche Kampfspiele eingeführt werden. All diese Bemühungen scheiterten zunächst und so wurde der Plan 16 Jahre später erneut aufgegriffen, als sich Berlin für die Olympiade 1916 rüstete. Die deutschen Kampfspiele sollten nun 1920 in Leipzig stattfinden. Bereits beim ersten Versuch war in der Standortentscheidung „Für Leipzig ausschlaggebend … die allen deutschen Stämmen gemeinsame nationale Erinnerung, die centrale Lage, die allgemeine Sympathie für die Stadt, sowie der Umstand, daß sie imstande sein wird, auch einer sehr großen Anzahl von Fremden gastliche Aufnahme zu gewähren." (Zitat aus „Ein Nationaltag für deutsche Kampfspiele!“ von Hermann Raydt in „Die Gartenlaube“, Heft 13, S. 211–212, 1896)
Das dafür nötige Stadion sollte am Fuße des Völkerschlachtdenkmals entstehen. Das Projekt wurde vom Rat der Stadt Leipzig unterstützt, sowie vom Vorsitzenden des Deutschen Patriotenbundes zur Erbauung eines Völkerschlachtdenkmales, Clemens Thieme, der den Turnern Mut machte, die 2 Millionen Goldmark Baukosten mit Spendensammlungen zusammenzubringen. Der Entwurf, welcher zum Artikel vom Geheimen Hofrat Professor H. Raydt am 19.12.1912 in der Deutschen Turn- Zeitung veröffentlicht wurde, stammte vom Architekten des Denkmals Prof. Bruno Schmitz. Die hier in der Zeichnung zu sehende „Kampfbahn sollte eine Fläche von ungefähr 280m Länge und 80m Breite enthalten.“ (Zitat aus „Deutsche Kampfspiele 1920. Die Leipziger Kampfbahn (Stadion)“ vom Geheimen Hofrat Professor H. Raydt, Deutsche Turn- Zeitung. Für die Angelegenheiten des gesamten Turnwesens. Blätter der Deutschen Turnerschaft. Nr. 51, S. 945- 946, Leipzig den 19.Dezember 1912)
Zu beiden Seiten der Kampfbahn waren große halbkreisförmige Anlagen geplant, die zu einer Freilichtbühne für künstlerischen Aufführungen aller Art und zu einer Erfrischungsstätte dienen sollten. Der erste Weltkrieg, setzte den großen Visionen dieses Stadionbaues ein Ende. Erst 1956 sollte der größte Stadionbau Deutschlands in Leipzig eingeweiht werden, an anderer Stelle und aus Trümmern des letzten Krieges errichtet.
Foto aus: „Deutsche Kampfspiele 1920. Die Leipziger Kampfbahn (Stadion)“ vom Geheimen Hofrat Professor H. Raydt, Deutsche Turn- Zeitung. Für die Angelegenheiten des gesamten Turnwesens. Blätter der Deutschen Turnerschaft. Nr. 51, S. 945- 946, Leipzig den 19.Dezember 1912
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