Der Trauring der Katharina von Bora und die lateinische Grammatik

In der neugestalteten Ausstellung im Alten Rathaus Luther im Disput über die Reformation in Leipzig ist der originale Trauring von Luthers Ehefrau Katharina von Bora ein besonderer Hingucker. Ein kleines Schmuckstück mit einer großen Geschichte, das die Aufmerksamkeit der Besucher ganz besonders auf sich zieht.

Aber woher weiß man im Museum eigentlich, dass dies der originale Ring ist, wo es doch so viele Repliken davon in anderen Museen und vor allem auch in privater Hand rund um den Globus gibt?

Ehrlich gesagt, sind tatsächlich nicht alle Rätsel rund um dieses besondere Schmuckstück geklärt. Insbesondere sein Weg aus dem Familienbesitz Luthers über verschiedene private Hände ist nicht lückenlos überliefert, bis der Ring in der Mitte des 19. Jahrhunderts in den Besitz der Stadt Leipzig kam.

Zur Frage der Originalität gibt es – neben den rein äußerlichen Merkmalen, die den Leipziger Ring von allen bisher bekannten Repliken unterscheidet – einen sehr versteckten, aber recht eindeutigen Hinweis:

Der Trauring trägt auf der Innenseite die Gravur: Catharina v Boren D. Martinus Lutherus 13. Juni 1525. Dabei ist die lateinische Nominativ-Endung von Martin-us und Luther-us, wie seit dem Mittelalter üblich, abgekürzt mit einem Zeichen, das wie eine kleine tiefer gestellte 9 aussieht. Dieses Abkürzungszeichen wurde bei allen bisher bekannten Repliken falsch gelesen und als -o wiedergegeben, also steht dort: Martino Luthero, was einer Dativ-Endung entspricht und nicht korrekt ist.

Eine andere kuriose Geschichte über den Katharina-von-Bora-Ring wurde vor Kurzem durch den Hinweis eines interessierten Besuchers ausgegraben: 1842 wurde der Ring einem Berliner Verein angeboten, der Spenden für die Vollendung des Kölner Dombaus sammelte. Leider ist der damalige Spender des Rings nicht namentlich erwähnt, wohl aber, dass er darauf hoffte, der preußische König Friedrich Wilhelm IV. werde den Ring für eine hohe Summe erwerben, die dann dem Dombau zugute kommen sollte.

Dass eine „Reliquie“ des Protestantismus aus dem persönlichen Umfeld des großen Reformators für den Bau einer katholischen Kathedrale gespendet wurde, erregte damals viel öffentliches Aufsehen und provozierte sowohl begeisterte wie auch polemische Reaktionen. Die Ringspende sollte dazu beitragen, „dass sich die verschiedenen Konfessionen in Liebe vereinigen“. Gemeint war hier allerdings weniger der Wunsch nach kirchlicher, sondern vielmehr nach nationaler Einheit Deutschlands, für die der Kölner Dombau ein starkes Symbol war.

Weder aus dem Ankauf durch den König noch aus der Vereinigung der Konfessionen wurde etwas, der Kölner Dom wurde jedoch auch so vollendet – und der Ring kam später nach Leipzig.