Neues aus der Fotothek

Die Bestände der Fotothek des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig wachsen jährlich in einer schwer vorhersehbaren Menge an. In den meisten Fällen ist es bürgerschaftliches Engagement, das mal mehr und mal weniger historisch wertvolle Fotografien in das Museum bringt. Aber auch das weltweite Netz sorgt für Neuzugänge, denn außerhalb von Europa tauchen ebenfalls sternschnuppenartig Fotos oder Postkarten mit Motiven aus Leipzig auf.

Das Jahr 2018 ist ein gutes Jahr, denn bis heute sind bereits über 500 Bilder neu in Museumsbesitz übergegangen. Dazu gehören winzige Fotos im Carte de Visite-Format.

Das sind auf Karton fixierte Fotografien im Format von ca. 6 × 9 cm. Ab ca. 1860 wurde die Carte de Visite populär und trug wesentlich zur Verbreitung der Fotografie bei. Nach 1915 ist sie nur noch vereinzelt zu finden. In der historischen Literatur findet man auch Begriffe wie Visitkarte und Visitkarton, wobei das französische Wort Visite in Verbindung mit einem deutschen Wort verwendet wurde.

Zu den Neuerwerbungen gehört ein sehr frühes Werk des Grafikers Adolf Eltzner, der sich in den letzten Jahren seines umfangreichen Schaffens der Fotografie widmete und ein eigenes Atelier betrieb. Aus diesem Studio stammt die Ganzaufnahme einer Dame.
Das Museum besitzt von ihm bereits über 300 Architekturabbildungen, die ein Bild der Stadt Leipzig um 1860 ermöglichen.

Ebenso neu in der Sammlung ist ein Carte de Visite Foto des „Säulenheiligen“ der Stadtfotografie von Leipzig, Hermann Walter. Ihm verdanken wir ein in Deutsch und Latein beschriftetes Bild eines Studenten, der diese Fotografie mit überschwänglichen Worten seinem Beichtvater gewidmet hatte.

Das umfangreichste Konvolut ist ein Neuzugang mit historischen Fotos von Leipzig-Knauthain und einer Baudokumentation vom inzwischen verlandeten Elsterstausee.

Dr. Thomas Nabert übergab dem Museum 230 Fotografien, die ihm von Einwohnern des 1936 eingemeindeten Stadtteils geschenkt wurden. Dazu gehören klassische Straßenansichten und die historisch wertvollen Gebäude wie Rittergut und Dorfkirche, aber auch Persönlichkeiten aus dem Ort. Erschreckend ist die rasante Verbreitung von nationalsozialistischem Gedankengut in dem damaligen Dorf, denn eine Aufnahme zeigt das Erntedankfest 1933 in der Kirche. Dort ist selbst der Altarraum mit einem Hakenkreuz geschmückt!

Bereits Geschichte ist der Elsterstausee, angelegt in den Jahren 1933 bis 1935 östlich der Orte Hartmannsdorf und Bösdorf.. Er wurde vom seit dem Mittelalter bestehenden Elstermühlgraben gespeist, der bis in die 1970er Jahre den Hauptteil des Elsterwassers führte. Anfänglich diente der See zur Fischzucht, ab 1950 auch zu Erholungszwecken. Im Konvolut sind zahlreiche Fotos von den ersten bauvorbereitenden Maßnahmen bis zum Ende der Erd- und Betonarbeiten zu sehen.

Wer also künftig zu Knauthain und Elsterstausee forscht, dem stehen bereits jetzt die Bestände des Stadtgeschichtlichen Museums online zur Verfügung.

Die Neuerwerbung von Fotografien ist eine ständige Aufgabe unseres Hauses, und wir sind immer an Objekten mit stadt- oder fotografiegeschichtlicher Bedeutung interessiert.

Angebote an christoph.kaufmann@leipzig.de oder 0341 9651321.