Lassen Sie uns in kreativer und lebendiger Verbindung bleiben!

Liebe Besucherinnen und Besucher,
liebe Freundinnen und Freunde des Stadtgeschichtlichen Museums,

zunächst einmal wünsche ich Ihnen und all Ihren Lieben in diesen angespannten Tagen ganz viel Kraft, Gesundheit und Geduld! Auch für unser Team und Haus ist dies eine Herausforderung ungekannten Ausmaßes, die nicht nur kurzfristig viele tolle Programmideen und Ausstellungsplanungen kippt, sondern auch langfristig die Rahmenbedingungen unserer Arbeit verändern wird.
Wir müssen vor der Fertigstellung stehende Sonderschauen verschieben und unsere hervorragend angelaufene Konzertreihe „Klangpause“ unterbrechen, wir können nicht wie geplant mit Ihnen das „Museum After Work“ genießen und müssen auch auf unser mit viel Herzblut vorbereitetes Jahreshighlight „Museumsnacht“ verzichten.

Doch soll es hier nicht um eine wortreiche Klage gehen, die gegenüber den massiven Existenzbedrohungen in der Wirtschaft und Freien Kulturszene ohnehin zurückstehen muss. Unser Dilemma liegt vielmehr momentan (noch) auf einer anderen Ebene:
Sind es doch Museen und Kultureinrichtungen gewohnt und geradezu Experten darin, in gesellschaftlichen Krisensituationen Flagge zu zeigen, Orientierung zu geben und Räume für die Identitätsbildung und das verbindende Gespräch der Stadtgesellschaft bereitzustellen. Wie gern würden wir jetzt Podiumsgespräche anbieten, Kinder betreuen, notleidenden Handwerksbetrieben rettende Aufträge geben oder notfalls auch Suppe für bedürftig gewordene Mitbürgerinnen und Mitbürger austeilen!
Aber genau das können und dürfen wir jetzt nicht tun, sondern unsere gegenwärtige Tapferkeit heißt Vernunft und bedeutet, solange es nötig ist unsere Pforten für das Publikum zu schließen und stattdessen unsere interne Arbeit an Konzepten, Inventarlisten und Objektrecherchen fortzusetzen und zu intensivieren. Genau dies werden wir mit ganzer Kraft und nach Maßgabe aller gewährten Möglichkeiten tun – ist uns doch die Erhaltung des dinglichen Erbes der Stadtgesellschaft und der kostbaren Baudenkmäler vom Rathaus über das Schillerhaus bis zum Völkerschlachtdenkmal ebenso aufgegeben wie die Erschließung unserer Bestände für die Bedürfnisse von heute und morgen. Auch und gerade nach Corona wird es Museen und Ausstellungen brauchen, warten Kinder, Senioren, Touristen und hier geborene oder zugezogene Mitbürgerinnen und Mitbürger auf kundige Erläuterung und die Verzauberung durch unsere Geschichte(n).

Auch das ist als Dienst an der Öffentlichkeit öffentlicher Dienst – für Sie alle arbeiten wir auch in diesen schwierigen Zeiten unverdrossen weiter. Bleiben Sie uns gewogen und fordern Sie weiter unseren Beitrag ein – zunächst wohl eher virtuell und hinter geschlossenen Türen, sobald wie möglich aber wieder offen, neugierig und vor allem sichtbar! Dieses Ziel und dieser Traum werden uns alle hoffentlich durch die bevorstehenden schweren und bestimmt auch einsamen Zeiten begleiten und tragen.

Lassen Sie uns in kreativer und lebendiger Verbindung bleiben!

Ihr Dr. Anselm Hartinger
Direktor Stadtgeschichtliches Museum Leipzig