Einmal Arktis und zurück…

Blick in die Alte Handelsbörse beim Vortrag „Im arktischen Eis“ mit Christian Pilz
(am Rednerpult)

…hieß es für die 59 Zuhörerinnen und Zuhörer beim Vortrag „Im arktischen Eis. Mit der einzigartigen MOSAiC-Expedition auf polarer Klimaerkundung 2019/2020“, der im Rahmen des Begleitprogrammes zur Ausstellung „Schnee von gestern? Die Kulturgeschichte des Winters in Leipzig“ am 27. Januar 2022 in der Alten Handelsbörse stattfand. Mit Christian Pilz, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung Leipzig (Tropos), konnte ein ausgewiesener Experte und Teilnehmer an der bisher größten Nordpolarmeerexpedition als Referent gewonnen werden. Christian Pilz war für vier Monate an Bord der „Polarstern“, einem deutschen Forschungseisbrecher, der unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts von September 2019 bis Oktober 2020 in Richtung Nordpol unterwegs war und für rund 300 Tage vom Eis planmäßig eingeschlossen mit der Eisdrift 3.400 Kilometer durch arktische Gewässer trieb. Bei dieser Expedition der Superlative waren, über fünf Etappen verteilt, mehr als 400 Forscher aus 20 Nationen beteiligt, sieben kamen aus Leipzig. Im Mittelpunkt dieses Unternehmens stand die umfassende Erforschung der Arktis mit dem Ziel, anhand modernster Messmethoden künftige Erdklimamodelle exakter darstellen zu können. Dies wird auf der Basis einer bisher nie da gewesenen Datensammlung geschehen, basierend auf unzähligen Untersuchungen der Atmosphäre, des Eises sowie der Ozean-, Tier- und Pflanzenwelt in dieser Erdregion, besonders in den Wintermonaten.

Visualisierung von Klimastreifen (warming-stripes) für die mittleren Wintertemperaturen in Sachsen im Zeitraum von 1881 bis 2020 in der Ausstellung „Schnee von gestern?“

Warum nun dieser Vortrag mit solch einer Thematik in unserem Museum? Die Ausstellung „Schnee von gestern?“ reflektiert die Kulturgeschichte der kalten Jahreszeit in unserer Stadt in vielen Facetten rückblickend, sie dokumentiert jedoch auch die Gegenwart und die Zukunft dieser Jahreszeit unter dem aktuellen und vieldiskutierten Aspekts des Klimas und seines voranschreitenden Wandels. Es ist also ein aktuelles Thema, das jetzt und künftig alle angeht, jeden und jede betrifft. Was die auf der „Polarstern“ gewonnenen Daten letztendlich im Ergebnis zeigen werden, um tragfähige, verlässliche Prognosen für künftige weltumspannende Wetter- und Klimavorhersagen sowie Klimamodelle treffen zu können, bleibt noch abzuwarten, da die Datenauswertung Jahre andauern wird. Fest steht indes: Veränderungen im arktischen Raum hin zu einer schnelleren Erwärmung sind deutlich erkenn- und nachweisbar, die Auswirkungen dieser klimatischen Veränderungen schon jetzt weltweit spürbar. Christian Pilz verstand es, in seinem Vortrag einen spannenden, kurzweiligen Bogen ausgehend von der in den Jahren 1893 bis 1896 durchgeführten Polarexpedition des Norwegers Fridtjof Nansen mit dem Schiff „Fram“, bei der erstmals ein Forschungsschiff geplant eingefroren und der Eisdrift überlassen wurde, bis hin zu seiner Tätigkeit auf der „Polarstern“ zu spannen und die Zuhörer zu fesseln. Sein eindrucksvoller Multimedia-Vortrag war angereichert mit Informationen, Fakten, Grafiken, Emotionen und wunderbar eindrucksvollen Foto- und Filmaufnahmen. Und natürlich schauten auch, wie bei jedem dokumentarischen Ausflug in diese Weltregion, einige Eisbären vorbei.

Das zum Teil sehr junge und interessierte Publikum genoss sichtbar diesen einstündigen Ausflug in Richtung Nordpol in der Alten Handelsbörse. Zum Vortragsende wartete dann draußen vor der Tür zwar nicht die Arktis, immerhin wehte aber an diesem Abend – fast wie bestellt – ein ziemlich kalter Polarwind durch Leipzig.