Wir sind so frei …!

»MuZe – Zeitung des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig« erschienen

Als wir die Museumszeitung Mitte Februar 2022 in den Druck gaben, ahnten auch wir nicht, dass binnen Tagen die Nachkriegsordnung ins Wanken geraten und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine den Traum einer ganzen Generation von Frieden und Verständigung in Europa aufs Spiel setzen würde. Dass wir diese Ausgabe aber mit einem Leitartikel zur Freiheit in einer offenen Gesellschaft und dem Ausblick auf Veränderung als Basis aller künftigen Arbeit eröffnen, erwies sich als prophetischer Vorgriff auf die gegenwärtige Situation – und beschreibt einen Teil jenes Ringens, vor dem wir gewiss auch in den nächsten Jahren stehen werden.

Was wir als Team eines modernen Stadtmuseums im vergangenen Jahr im Auftrag der Stadtgesellschaft geleistet und mit unseren Besucherinnen und Besuchern erlebt haben, lässt sich den abwechslungsreichen Artikeln unserer »MuZe« Seite für Seite entnehmen. Wir hoffen sehr, dass Ihnen diese Einblicke zusagen; dass wir trotz der multiplen Krisen unseren Humor nicht verloren haben, werden Sie dabei spüren – genau dies ist ja Teil jener trotzigen Selbstbehauptung, die wir als Ressource des kreativen Widerstandes gegen autoritäre Bedrohungen und populistische Versuchungen noch elementar benötigen werden. Wie wichtig und kostbar ein auf Wissenschaftlichkeit, Pluralismus, kritische Aufarbeitung und empathische Vermittlung gegründetes Herangehen an Geschichte ist, erleben wir in den aktuellen Debatten mit Wucht neu. Dass wir damit relevante Beiträge zum kulturvollen Miteinander unserer Stadt und Gesellschaft leisten, davon legt diese Zeitung ebenso Zeugnis ab wie vom sorgsamen Umgang mit dem uns in Form von Objekten, Quellen und Baudenkmälern anvertrauten Erbe, der zentral zu unserem Auftrag gehört und den wir auf Baugerüsten ebenso wie mit der Inventarisierung und Pflege unserer Bestände engagiert wahrnehmen.

Insofern wünschen wir Ihnen viel Freude mit unserer »MuZe« 2022, die neben der entschiedenen Zeitansage auch Momente der kreativen Überraschung, sportlichen Aktivierung und objektinspirierten Verzauberung bereithält. Die mit dem beiliegenden Aufkleber ausgedrückte solidarische Haltung mit den Menschen in unserer Partnerstadt Kiew und der ganzen Ukraine sowie die vom gezeichneten Würfelspiel verkörperte Einladung zur augenzwinkernden Relativierung der kleinen Freuden und Kümmernisse des Museumsalltags gehören zusammen – weil es diese Spannweite des Menschseins ist, die unsere freie Gesellschaft ausmacht und vor der die Autokraten dieser Welt so sehr zittern, dass sie zu den Waffen greifen, weil sie das Lachen und die Freundlichkeit mindestens so sehr fürchten wie die voranbringende Kritik. Wir spüren in unserer täglichen Arbeit genau, wo diese jetzt wieder zur Frontlinie gewordene Grenze verläuft – und wir werden uns nicht davon abbringen lassen, auch auf unserem eben doch systemrelevanten Arbeitsfeld für eine bessere Zeit nach und neben Corona & Krieg zu streiten und vorzusorgen.


Die MuZe gibt es auch hier zum herunterladen:

PS: Möchten Sie statt der digitalen doch lieber die gedruckte Ausgabe lesen? Oder möchten Sie, dass jemand aus dem Bekannten-, Freundes- oder Familienkreis eine Ausgabe per Post erhält? Geben Sie gern per E-Mail an stadtmuseum@leipzig.de eine kurze Rückmeldung.