Ein bildhaftes Zitat Leipzigs Vergangenheit

Maix Mayers »TROPFEN AUF STERN«

Beitrag von Ricarda Abendroth (Volontärin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)

Städte entwickeln sich durch Neubauten und Umgestaltungen kontinuierlich weiter – dies gilt besonders für zentrale Räume wie das Areal um den ehemaligen Sachsenplatz in Leipzig. Wo einst asphaltierte Weite dominierte, stehen heute das Stadtgeschichtliche Museum und das Museum der Bildenden Künste. Der Platz dazwischen, das sogenannte Museumskarree, war bisher mehr Durchgang als Verweilort. Doch das änderte sich Ende 2024 durch ein neues Kunstprojekt von Maix Mayer.

Tau auf Stern, 2024

Kunst im öffentlichen Raum –
Wettbewerb mit historischem Bezug

Um das Museumskarree mit mehr Leben zu füllen, initiierte der Beirat für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Leipzig einen Ideenwettbewerb. Die Aufgabe: Eine Installation mit Bezug zu Leipzigs Geschichte zu schaffen. Der Beschluss zur Ausschreibung fiel im September 2022. Weltweit waren Künstlerinnen und Künstler eingeladen, sich zu bewerben – allerdings unter der Voraussetzung, dass sie einen nachweisbaren Bezug zur Stadt vorweisen konnten.

2023 ging Maix Mayer, ein Leipziger Konzept- und Medienkünstler, als Gewinner hervor.

Sein Entwurf setzt sich mit den urbanen Veränderungen Leipzigs seit 1990 auseinander und greift Themen der städtischen Transformation auf.

Licht, roter Teppich und Stern –
Spiel mit Symbolik und Atmosphäre

Komposition Laterne und Stern, Foto Maix Mayer, 2024

Die im November 2024 eingeweihte Installation, bestehend aus einer Straßenlaterne, einem ,,roten Teppich‘‘ und einer Sternplastik, verwandelt den Raum durch visuelle und symbolische Elemente. Die leuchtende Laterne richtet den Fokus auf den Stern. Bei Dunkelheit erzeugt das Licht einen roten Schimmer, der durch die Reflexion auf dem Teppich hervorgerufen wird – dessen Materialität an die Textur eines Tennisplatzes erinnert.

Die Laterne schafft Dimension in die Höhe und rückt den vertikalen Raum ins Bewusstsein, schafft eine Verbindung zu den Fassadenschluchten der Museen. Der rote Teppich fungiert als Unterlage, die den Blick führt und den Raum strukturiert.

Im Zusammenspiel mit dem Licht und der sternförmigen Sitzplastik wird der Platz neu definiert. Mayer hofft, dass aus dem „Nicht-Ort“ ein lebendiger Raum wird, der zu Nutzung und Begegnung einlädt.

»Pusteblumen« Sachsenplatz, Foto Viola Boden, Inventar-Nr. F/2016/773, 1994

Die Installation stellt eine Verbindung zur Vergangenheit her, da sie Bezüge zur DDR-Zeit aufweist. Dies wird zum einen durch die Straßenlampe des VEB Narva Leuchtenbau Leipzig deutlich, die mit zwei typischen DDR-Tropfenlampen ausgestattet ist. Zum anderen zitiert die Arbeit bildlich das frühere Kunstwerk auf dem Sachsenplatz – die ikonischen „Pusteblumen“ des Künstlers Harry Müller. Mit der Kombination aus Material und Form greift Mayer die Bildsprache dieser drei Brunnenplastiken auf und schafft ein Spannungsfeld zwischen Erinnerung und Gegenwart.

Sein Werk bezieht die gegenwärtige Stadtgesellschaft mit ein. Die Komposition aus Spotlight und Symbolik fordert die Menschen auf, sich den Ort aktiv anzueignen und ihn für verschiedene Zwecke zu nutzen: für Pausen, (spontane) Kunst-Performances und Veranstaltungen.

Der Künstler

Der Künstler Maix Mayer fotografiert »Tropfen auf Stern«, 2024

Maix Mayer, 1960 in Leipzig geboren, kehrte nach einem Studium der Marinen Ökologie in Rostock nach Leipzig zurück, um an der Hochschule für Grafik und Buchkunst zurück, um Fotografie zu studieren. Später lehrte er Medienkunst als Gastprofessor. 2013 folgte die Promotion an der Universität der Künste Poznan an der Fakultät Neue Medien im Fachbereich Fotografie, ein Jahr später die Fotografie Professur an der Kunstakademie Szczecin.

Kleine Pause auf dem Stern, 2025

Mayer kann auf zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen zurückblicken, zuletzt 2024 gemeinsam mit Uwe Kowski in der Galerie EIGEN + ART Leipzig »Maix Mayer und Uwe Kowski«. Im Laufe seiner Karriere wurde er durch verschiedene Stipendien gefördert und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Mayers »Tropfen auf Stern« im Museumskarree verspricht, die Bedeutung des Ortes grundlegend zu verändern – von einem reinen Durchgangsort hin zu einem lebendigen Bestandteil des städtischen Raums.

Für mich als Mitarbeiterin des Stadtgeschichtlichen Museums wird dieser Platz bei warmer Temperatur zu einem kühlen Rückzugsort – abgeschirmt, aber dennoch Mittig.