Sportmuseum Leipzig erinnert Reichspogromnacht vom 9. November 1938

Beteiligung bei Gedenkaktion „Mahnwache und Stolpersteine Putzen“

Wie auch in den vergangenen Jahren beteiligte sich das Sportmuseum an der Mahnwache anlässlich des 9. November 1938. Die geplante Veranstaltung gemeinsam mit dem Verein „Tüpfelhausen e.V.“ wurde aufgrund der aktuellen Corona-Schutzbestimmungen auf das kommende Jahr verlegt, sodass in aller Ruhe den Opfern des Nationalsozialismus gedacht werden konnte.

Stolpersteine putzen in der Gneisenaustr. 7

Aiko Wullf, unser neuer Leiter des Sportmuseums, sowie Sammlungsmitarbeiter Dietmar Schulze besuchten die ehemaligen Wohnorte sportlich aktiver und engagierter Menschen. Zusätzlich zur Mahnwache polierten sie die Stolpersteine vor den Häusern in der Waldstr.8 und Gneisenaustr.7.

In der Waldstraße 8 wohnten Leo und Rosa Bartfeld mit ihren Kindern Jutta Ruth und Evelyne Ingeborg. Nach der gemeinsamen Flucht der Familie 1938 nach Holland und Belgien wurde Leo Bartfeld 1940 von der Gestapo verhaftet und starb, nach langer Internierung, 1945 im KZ Buchenwald. Leo und Max Bartfeld waren Mitglieder in dem 1920 gegründeten jüdischen Sportverein „SK Bar Kochba Leipzig“. Sie sind auch Namensgeber für das seit 2015 stattfindende internationale Fußballbegegnungsfest „Max-und-Leo-Bartfeld-Pokal“, welches vom Verein Tüpfelhausen e.V. ausgerichtet wird und an den jüdischen Sportverein erinnern soll.

Stolpersteine der Familie Leo und Rosa Bartfeld in der Waldstr. 8

Ein ehemaliger Bewohner der Gneisenaustraße 7 war ebenfalls sportlich engagiert. Gemeinsam mit seiner Frau Hilde Katzmann und seinen drei Kindern Inge Katzmann, Rosa Rothschild und Salomo Weininger lebte Daniel David Katzmann in diesem Wohnhaus. Er war Mitglied im Reichsbund jüdischer Frontsoldaten und Vorstandsmitglied im jüdischen Sportverein „Schild“. 1942 wurde die Familie nach Theresienstadt deportiert, im Anschluss mussten die Eltern Zwangsarbeit leisten. Im Januar 1943 wurde die Familie getrennt und die Eltern sowie Tochter Inge wurden nach Auschwitz gebracht. Auch Rosa Rothschild kam 1945 in Theresienstadt ums Leben. Der Sohn, Salomo Weininger, hatte mit seiner Frau Rahel zwei Söhne, David und Arnold, welche Fußball im „Bar Kochba“ spielten.

An der ehemaligen Sportstätte des jüdischen Sportvereins enthüllte das Sportmuseum in diesem Jahr eine Gedenktafel.

Weininger starb 1940 im Lager Sachsenhausen, 1942 wurden Rahel und David nach Riga bzw. weiter nach Stutthof deportiert. Einzig Arnold überlebte den Holocaust.

Feierliche Einweihung von Station Nr. 18 der Leipziger Sportroute

Im Beisein von Dr. Skadi Jennike (Beigeordnete für Kultur), Dr. Anselm Hartinger (Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums), Küf Kaufmann (Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinde) und Zsólt Balla (Landesrabbiner in Sachsen) wurde bereits am 5. September 2020 Station Nr. 18 der Leipziger Sportroute eingeweiht. Sie soll an die jüdischen Sportvereine zwischen 1919 und 1939 in Leipzig erinnern.

So spielt auch hier der jüdische Sportklub Bar Kochba eine besondere Rolle, welcher 1921 das Areal an der Delitzscher Straße (heute Hornbach Baumarkt) erwarb und diesen bis 1938 nutzte.

Hier findet ihr unseren Facebook Beitrag zu diesem Thema und weitere Informationen zur Sportroute auf unserer Website.

In Erinnerung an den Leipziger Sportverein „Bar Kochba“ steht die Station 18 an der Delitzscher Straße in Leipzig