Zwei von 22 – Sportroute Leipzig am Start

Am 28. Juni 2019 war es soweit: Die ersten beiden Stationen der vom Sportmuseum entwickelten Sportroute Leipzig wurden der Öffentlichkeit übergeben. Die Premierenorte waren die Sporthalle Leplaystraße 11 und die ehemaligen Bauernwiesen an der Fockestraße.
Nicht ohne Grund fiel die Wahl auf diese Objekte: Die „Leppi“ steht auf dem sporthistorisch bedeutsamen Areal der Stadt schlechthin. Dort befand sich seit den 1830er Jahren der erste städtische Turnplatz und somit die Wiege des Turnens und der Sportstätten-Infrastruktur in Leipzig. Im Jahr 1847 wurde auf dem Gelände das erste „Turnhaus“ erbaut, 1863 die zweite Turnhalle. Und auch die dritte Halle, die heutige Sporthalle Leplaystraße 11, fand 1913 Platz auf dieser Fläche zwischen Sternwarten-, Turner- und Leplaystraße.

Die Mutter aller Sporthallen in Leipzig: die Turnhalle von 1847 in der Holzgasse, heute Sternwartenstraße. Auf dem Grundstück wurde 1913 die Sporthalle Leplaystraße 11 errichtet.

Klasse Performance, Teil I: Die beiden Spitzen-Nachwuchs-athleten des KFC Leipzig e.V., Anastasia Blayvas und Karamjeet Holstein, geben einen sehenswerten Einblick in die Kunst des Ringens.

Auch das Eröffnungsdatum war nicht zufällig gewählt. Exakt 106 Jahre zuvor, am 28. Juni 1913, fand die Hallenweihe statt. Es war ein Bau der Superlative mit den seinerzeit größten zusammenhängenden, zudem übereinander liegenden Sportflächen im deutschen Raum. Jahrzehnte bildete das Gebäude den Mittelpunkt des Leipziger Sports; die Halle war und ist Heimstatt für den lokalen Vereinssport sowie Austragungsort ungezählter Wettkämpfe.
Dass die Ringer des Kraftsport- und Fitnessclubs Leipzig e.V. (KFC) sich im besonderen Maße mit der zwischen 2009 und 2011 grundsanierten „Leppi“ identifizieren, bewiesen sie mit einer eindrucksvollen Ringkampfvorführung, die den Grußworten der Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke, dem Akt der Wandtafelenthüllung und der Einführung von Dr. Anselm Hartinger, Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums, folgte.

Die Kulturbürgermeisterin Dr. Jennicke und der Direktor des SGM Dr. Hartinger bei der Enthüllung der Premieren-Tafel der Sportroute Leipzig an der „Leppi“. Flankiert werden sie von zwei Museums-mitarbeiterinnen in Repliken historischer Turnerinnenbekleidungen von 1890 und 1920.

Ortswechsel: Für die sich anschließende Eröffnung der zweiten Sportrouten-Station zum Thema Fußball  ging es in die Leipziger Südvorstadt. Zwischen heutiger Kurt-Eisner-Straße, Fockestraße und der B2 lagen die sogenannten Bauernwiesen. Im Juni 1883 wurde hier erstmals in der Messestadt Fußball gespielt. Schüler des Real- und des Nikolaigymnasiums übten sich auf den zu Spielfeldern hergerichteten Wiesen in den Bewegungsspielen, die zum Turnunterricht gehörten. Das Fußballspiel, damals noch eine eigentümliche Mischung aus Rugby und Fußball, faszinierte viele. Einige dieser Schüler gründeten als junge Erwachsene in den 1890er Jahren Fußballvereine in Leipzig. Der erste Fußballclub „FC Lipsia“ entstand im Februar 1893 in Gohlis, wiedergegründet wurde er 100 Jahre später als SV Lipsia 93 e.V.

Szene aus den Anfangsjahren des Fußballs in Leipzig. Der Holzstich zeigt jugendliche Spieler, die 1894 unter einfachen Bedingungen auf einer Wiese kickten: der Rasen ungemäht, das Spielgerät ein überdimensionaler Lederball, die Tore lediglich Holzlatten. Zweckmäßige Spielkleidungen und Fußballschuhe fehlten. Der Spiellust und dem Spieleifer konnten diese Umstände nichts anhaben.

Klasse Performance, Teil II: Das von den Lipsia 93-Kids demonstrierte Kreis-Fußballspiel beruht auf historisch belegten Spiel- und Trainingsweisen. Die ersten Kicker des FC Lipsia spielten in den Anfangstagen diese einfache Art Fußball – aus Mangel an Spielern und Gegnern.

Die Pioniere des organisierten Fußballspielens von damals durften bei der Einweihung dieser Sportroutenstation in Form einer Fahnenstele natürlich nicht fehlen. Drei junge Spieler und eine Spielerin der E-Jugendmannschaft des Vereins zeigten bravourös ihr Können in Sachen Koordination und Ballbehandlung – mit einem zünftigen Kreis-Fußballspiel aus der Anfangszeit des Clubs. Sie schlugen, teils in historischer, teils in aktueller Spielkleidung, damit auch rein äußerlich einen Bogen von den Kindertagen des Ballspielens bis zum heutigen Vereins- und Spitzenfußball in Leipzig.

„Schrill und laut und voller Emotionen – genau wie der Sport“, so kommt die Sportroute daher.

 

Die nunmehr begonnene Sportroute Leipzig wird in den kommenden Jahren auf 22 bereits vorausgewählte Stationen erweitert. Einbezogen werden Orte, an denen sich die Identität Leipzigs als Stadt des Sports entwickelte.
Die vom Stuttgarter büro uebele gestalterisch umgesetzte und mit auffälligen bunten Elementen gekennzeichnete Route soll die Sportgeschichte im Stadtraum an ihren authentischen Plätzen informativ und unterhaltsam zugleich verorten. Die Gestaltung der Tafeln und Stelen folgt dabei der Bilderwelt und -sprache des Sports. In grafischer Abstraktion werden Farben und Geometrien von Trikots, Spielfeldern und Emblemen aufgegriffen. Sie bilden in Kombination mit historischen Bildquellen und aktuellen Stadtplänen die gestalterische Grundlagen für alle Infotafeln der Sportroute Leipzig.

Der Anfang ist also getan. Momentan wird an Konzepten für geführte Touren entlang dieser Route gearbeitet, die den Leipzigern und ihren Gästen ab dem kommenden Jahr angeboten werden sollen.

Die Einweihung der ersten beiden Orte markiert zugleich einen wichtigen Schritt auch im Hinblick auf die Entwicklung des neuen Sportmuseums, denn die Route ist Bestandteil des 2007 vom Leipziger Stadtrat beschlossenen Museumskonzeptes. Noch lässt dessen Umsetzung hin zum realen Museum auf sich warten, aber eines Tages kommt auch dieses Projekt ganz sicher an den Start.

Geballte Fachkompetenz vor der Fußball-Fahnenstele, v.l.n.r.: R. Fuchs, A. Heinze (beide SV Lipsia 93 e.V.), H. Winkler (Präsident Sächsischer Fußball-Verband e.V.), C. Lohmeier (Präsident SV Lipsia 93 e.V.), Dr. S. Jennicke (Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig), Dr. A. Hartinger (Direktor SGM Leipzig), W. Metz (SGM/Sportmuseum Leipzig), C. Dahms (Generalsekretär Landessportbund Sachsen e.V.) und Dr. G. Rohr (ehemalige Leiterin Sportmuseum Leipzig und Initiatorin der Sportroute), im Vordergrund die Spielerkinder vom SV Lipsia 93 e.V.