Geschichte wird lebendig

Musikalischer Museumsrundgang mit "Clara Schumann" | ein Beitrag von Ulrike Richter

Seit vielen Jahren habe ich das Vergnügen, einmal im Monat als „Clara Schumann“ Besucherinnen und Besucher im Alten Rathaus zu führen.
Ich genieße die wunderbare Akustik der Räume, wenn ich den Gästen meine Lieblingsstücke in der Ausstellung zeige und Lieder von Luther bis Schumann singe. Als Sängerin schlüpfe ich mit einem Augenzwinkern in die Rolle der großen Pianistin. Ich möchte meine Begeisterung über die reiche Kultur meiner und Claras Heimatstadt sowie meine Freude an der Sammlung in den historischen Ausstellungsräumen weitergeben. Hierfür leihe ich mir „Claras Brille“, um aus einem etwas anderen Blickwinkel auf Leipzig zu schauen.

Ulrike Richter schlüpft für das Stadtgeschichtliche Museum bereits seit vielen Jahren in die historische Rolle der Clara Schumann

Die Pianistin und Komponistin Clara Schumann ist Leipzigerin, von 1819 bis 1844 hat sie hier gelebt. Später ist sie auf Konzertreisen immer wieder nach Leipzig gekommen, das letzte Mal 1889. Die Jahre, in denen das Ehepaar Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy gleichzeitig das Musikleben Leipzigs prägten, waren eine Glanzzeit der Musikgeschichte, die weit über die Stadt hinaus strahlte.

Das Leben Clara Schumanns ist in verschiedenen Aspekten höchst interessant:
Sie war eine der bedeutendsten Pianistinnen überhaupt, Komponistin, Ehefrau Robert Schumanns und Freundin und Förderin großer Musiker. Als Frau ihrer Zeit, als Mutter von acht Kindern hat sie dennoch einen Weg gefunden, sich ihrer Kunst zu widmen.

Ausstellungsteil „Musikstadt“ im 2. OG des Alten Rathauses (Foto: Markus Scholz)

In unserem Stadtgeschichtlichen Museum ist es Clara als Leipzigerin, die mich besonders beschäftigt. Denn sie hat die Stadt in einer spannenden Epoche erlebt: Wenige Jahre nach dem Ende der Napoleonischen Kriege wird sie in eine Zeit der Umbrüche und technischen Neuerungen hineingeboren, und noch Kind, spielt sie im bedeutenden Leipziger Musikleben bereits eine prominente Rolle.

Das filigrane Stadtmodell von 1822 im historischen Festsaal des Alten Rathauses stellt uns das Leipzig der Kinderjahre Claras unmittelbar vor Augen. Wir können schauen, wo sich das erste Gewandhaus, Claras Wohnstätten sowie jene ihrer berühmten Zeitgenossen befanden und wo die erste Eisenbahnlinie Richtung Dresden gebaut wurde. Die vielgestaltigen, teils kostbaren, teils kuriosen Ausstellungsstücke des Stadtgeschichtlichen Museums, in denen sich Kultur-, Kunst- und Zeitgeschichte verbinden und spiegeln, bieten immer neue Anregungen.

Das historische Stadtmodell im Festsaal des Alten Rathauses (Foto: Markus Scholz)

Als Sängerin begeistert mich das reiche musikalische Erbe der Stadt. Als Tochter eines Leipziger Malers und Kunsthistorikers habe ich die Schönheit meiner Heimatstadt und ihrer bildenden Kunst von Kind an verinnerlicht. Für meine eigenen musikalisch-literarischen Projekte und Papiertheater-Produktionen beschäftige ich mich nicht nur mit Musikern, sondern auch mit anderen Künstlern und bedeutenden Bürgern Leipzigs, sodass ich immer wieder neue Aspekte der Sammlung entdecke und bei meinen Rundgängen präsentiere.

Nicht zuletzt sind es auch die Besucherinnen und Besucher des Museums, die mit ihren unterschiedlichen Blickwinkeln und Interessen jede Führung in ein besonderes Ereignis verwandeln. Lassen Sie sich also zu einem ungewöhnlichen Rundgang mit Erzählungen und Liedern herzlich einladen!

Ulrike Richter
www.musikalischerbrueckenschlag.com

Ulrike Richter führt jeden Monat an einem Dienstag um 16:30 Uhr in der Rolle der Clara Schumann im Alten Rathaus.
Die Termine für die „Begegnung mit Clara Schumann“ können Sie dem Veranstaltungsprogramm des Stadtgeschichtlichen Museums entnehmen:

https://www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de/besuch/veranstaltungen/

Vielseitig unterwegs: Ulrike Richter im Schillerhaus mit ihrem Papiertheater