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Der Auferstandene aus Eythra

Ostersonntag feiern Christen weltweit die Auferstehung Jesu. Um diese zentrale und wichtigste Botschaft der christlichen Religion ranken sich seit jeher Geschichten und Bräuche, von denen viele heute in Vergessenheit geraten sind.
Wer kann sich zum Beispiel noch vorstellen, dass die in der Bibel überlieferten Ereignisse rund um das Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesu in den Kirchen des späten Mittelalters „nachgespielt“ wurden? So wurden sie den staunenden Gläubigen nahegebracht und verständlich gemacht.

Ein „Requisit“ für eine solche Oster-Inszenierung ist die hölzerne Figur des auferstandenen Christus von 1500, die im Stadtgeschichtlichen Museum verwahrt wird. Der gekrönte Christus steht aufrecht, die rechte Hand zum Segen erhoben. Der rote Königsmantel ist so gerafft, dass die Seitenwunde am Oberkörper sichtbar wird. Diese Wunde hatte ihm laut biblischem Bericht einer der Soldaten noch am Kreuz zugefügt, um zu prüfen, ob er bereits tot war. An der linken Hand fehlen leider heute die Finger, die vermutlich ursprünglich eine Siegesfahne gehalten haben. Denn Christus verkörpert hier den Sieg über Tod und Leid.

Solche Auferstehungsbilder stellte man Ostersonntag auf den Altar in der Kirche, wo sie bis Himmelfahrt verblieben. Es ist sogar überliefert, dass sie am Himmelfahrtstag durch ein Loch in der Decke über dem Altar vor den Augen der Gläubigen hochgezogen wurden.
In der Woche vor Ostern spielte man auch die anderen Stationen des Leidensweges nach: Jesu Einzug in Jerusalem auf einem Esel, die Kreuzigung, die Abnahme vom Kreuz und die Grablegung. Palmsonntag gab es zum Beispiel Prozessionen mit einem hölzernen Esel mit Christusfigur darauf, wie auch für Leipzig in den Quellen nachgewiesen ist. In manchen Kirchen - etwa in Zwickau und Chemnitz - sind heute noch „Ostergräber“ erhalten, in denen man im Spätmittelalter nach Karfreitag wirklich eine hölzerne Christusfigur beisetzte, nachdem man sie vom Kreuz genommen hatte, und aus denen sie dann auferstehen konnte.

Aber noch etwas anderes macht die Jesusfigur des Museums zu einem anrührenden Symbol der Hoffnung: Ihre Herkunft aus dem ehemaligen Eythra, einem der abgebaggerten Orte im Leipziger Süden, die dem Braunkohletagebau der DDR-Zeit weichen mussten. Wo inzwischen Naherholungsgebiete und Seen entstanden sind, erinnert kaum noch etwas an die Wunden, die der Landschaft gerissen wurden. Umso wichtiger sind die Zeugnisse der dort untergegangenen Geschichte. Aus der ehemaligen Kirche Eythra befinden sich außer der Figur des Auferstandenen noch weitere Heiligenfiguren aus der Zeit um 1500 in der Obhut des Museums.

Inv.-Nr.: Pl. 26
Auferstandener Christus; Holz, farbig gefasst; Eythraer Altar, um 1500


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