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Widerstand mit doppeltem Boden

Not macht erfinderisch, und das trifft nicht nur auf alltägliche Bedürfnisse wie Essen, Kleidung oder Haushalt zu. Not und Unterdrückung können lähmende Angst auslösen – oder Menschen erst zu wahrem Mut verhelfen. Diese Erkenntnis war längst nicht auf die orientierungslosen Jünger Jesu beschränkt, wie sie die Emmausgeschichte vom Ostermontag berichtet. Gerade in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgten SA, SS oder Gestapo ihre politischen Gegner und "Volksfeinde" brutal. Das machte vielen Angst. Wer von der schweigenden Mehrheit trotzdem Nazigegner war, zeigte das nur selten.

Trotzdem fanden Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft Wege zur Opposition. Am bekanntesten wurde in Leipzig der frühere Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler, der einen konservativen Widerstandskreis aufbaute. Funktionäre verbotener, meist linker Parteien und Organisationen versuchten ihre Netzwerke aufrecht zu erhalten. Andere halfen Verfolgten im Stillen. Jugendliche versuchten ihren unangepassten Lebensstil in den "Leipziger Meuten" zu leben. Viele andere gingen wohl in die innere Emigration. Mutig war schon, Verboten im Alltag zu trotzen, indem man nach alternativen politischen Informationen suchte und diese miteinander teilte. Verbotene Bücher oder politische Informationen waren "heiße Ware" und wurden deshalb sorgfältig eingeschlagen oder mit getarnten Titeln weitergegeben.

Doch konnte bis in die letzten Tage vor der Befreiung 1945 hinein bereits das bloße Aufbewahren solcher Schriften bei Hausdurchsuchungen Gefahr für Leib und Leben bedeuten. Wo aber verstecken? Der Kommunist Otto Werner und seine Frau Helene fanden eine einfache, aber geniale Lösung: Eine schlichte hölzerne Fußbank statteten sie mit einem doppelten Boden aus. Die seitliche Klappe ließ sich öffnen und so konnten sie darin illegale Schriften verstecken. Darunter war auch das 1934 im Exil herausgegebene "Braunbuch", eine frühe Anklageschrift gegen die Nazi-Verbrechen.

Inv.-Nr.: V/1896/2005
Objektbezeichnung, Fußbank mit eingebautem Geheimfach; aus Widerstandskreisen, 1933/45


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