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Kein Sport. Nirgends

Zugegeben – die in Abwandlung eines Buchtitels von Christa Wolf gewählte Überschrift umschreibt die derzeitige landesweite Situation sportlicher Aktivitäten nicht ganz korrekt: War und ist doch bei allen Ausgangs- und Kontaktsperren privates Sporttreiben im Wohnumfeld immerhin noch möglich. Anders sieht es bei den Clubs und Sportvereinen aus, die im März ihre Aktivitäten einstellen und ihre Anlagen bis auf Weiteres schließen mussten. Mit diesem notwendigen Schritt samt der Absage aller Wettkämpfe und Veranstaltungen wurde die Handlungsfähigkeit der Vereine extrem beeinträchtigt; ein Ende dieser sportlichen „Null-Diät“ ist momentan nicht in Sicht. Für die Mehrzahl der Vereine, die auf Mitgliedsbeiträge, Miet- und Pachteinnahmen sowie Förder- und Eintrittsgelder dringend angewiesen sind, wirkt sich der unverschuldete Zustand katastrophal aus.

Auch Fans und Publikum sämtlicher Sparten sahen sich quasi über Nacht einer Totalenthaltsamkeit ausgesetzt: keine Fußball-Europameisterschaft, keine Olympischen Spiele in diesem Jahr – beide verlegt auf den Sommer 2021. Die Verschiebung solcher Großereignisse aufgrund einer Pandemie ist in der Sporthistorie ein Novum. Ebenso einmalig ist in der deutschen Fußballgeschichte die Aussetzung des Spielbetriebs in der Fußball-Bundesliga – ob ein Saisonabbruch erfolgt oder die laufende Spielsaison 2019/2020 mit sogenannten „Geisterspielen“ noch beendet werden kann, ist ebenfalls völlig offen. Immerhin geht es um eine ganze Menge Geld …

Viele Sportvereine sind in dieser Situation kreativ und bieten für ihre Mitglieder Online-Trainingskurse und digitale Mitmachangebote an. Ob Ticketverkäufe für imaginäre oder später stattfindende Spiele, freiwilliger (Teil-)Gehaltsverzicht von Profi-Athleten oder Crowdfunding-Projektaktionen – findige Vereine nutzen zudem jeden denkbaren Weg, um finanziell zu überleben. Nicht zuletzt wird auf altbewährte Spendenaufrufe zurückgegriffen, die auf großes Echo stoßen und einigen lokalen Vereinen bereits bis zu sechsstellige Eurobeträge einbrachten.

Wofür konkret Mitglieder des „Allgemeinen Turnvereins zu Leipzig von 1845“ um die Mitte der 1920er Jahre mit dieser Spardose in Form eines Turnbarrens Geld einsammelten, ist leider nicht überliefert. In den beiden herausziehbaren Geldschubladen im Barrenboden ist nur Platz für wenige Markstücke – möglicherweise spendete man für überschaubare Vorhaben wie die Anschaffung neuer Geräte, die Renovierung des Sportlerheimes oder das nächste Vereinsfest. Das pittoreske Objekt zeigt immerhin, dass auch vor 100 Jahren Verbundenheit und uneigennützige Solidarität sowie Hilfs- und Zuwendungsbereitschaft eine wichtige Säule der Arbeit in den Turn- und Sportvereinen der Stadt waren.

Inv.-Nr.: Souv 888
Spardose in Form eines Turnbarrens, um 1925


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