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Gemeinsam stark

Es ist nicht in Gold und Diamanten gefasst und dennoch von unschätzbarem Wert für den Werdegang Leipzigs zur Stadt: das Leipziger Stadtsiegel. Erstmals an einer Urkunde des Leipziger Rates für das Georgenkloster aus dem Jahr 1287 überliefert, wird es heute in zwei Ausfertigungen im Leipziger Stadtarchiv aufbewahrt; ein Abdruck ist in der Dauerausstellung des Alten Rathauses zu sehen. Der Siegelstempel selbst, der sogenannte „Typar“, ist älter und nicht mehr erhalten.

Das kraftvolle Siegelbild ist kein bildkünstlerischer Selbstzweck, sondern Ausdruck des Selbstverständnisses jener siegelführenden Gemeinschaft, die die Umschrift hervorhebt: SIGILLVM BVRGENSIVM DE LIPZK - Siegel der Bürger von Leipzig.
Im Bildmittelpunkt steht eine viertürmige Kirche in aufwendiger Architektur; Lilien bekrönen die Turmdächer und ragen in die Siegelumschrift hinein. Die Leipziger haben hier wohl jene Pfarrkirche verewigen lassen, die seit dem 13. Jahrhundert zur Bürgerkirche Leipzigs wird: die Nikolaikirche. Sie wird innerhalb einer Stadtbefestigung gezeigt, die den Vordergrund des Siegelbildes beherrscht und an der aufwendigen Torkonstruktion mit Fallgitter im Torbogen erkennbar wird. Damit gehen wehrhafte Begrenzung und geistiges Zentrum eine sichtbare Verbindung ein; europäische Städte des Mittelalters definieren sich zwar durch Mauerringe, leben aber auch von der Identifikation ihrer Bürger mit gemeinschaftsstiftenden Werten.

Als notariell wirksame Bekräftigung von Rechtsgeschäften entspricht dieses erste Siegel einem Bekenntnis zur kommunalen Einigkeit und Selbstbestimmung. Es spiegelt den Stolz der Leipziger Bürgerschaft auf ihre Stadt wider – die unversiegliche Ressource ihrer langen ereignisreichen Geschichte.

Inv.-Nr: MS/184/2003
Abdruck des ältesten Stadtsiegels von 1287


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