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  • Sammlungsstücke und Geschichten für Jetzt

Musik als Lebenselixier

Das gemeinsame Musizieren ist eine menschliche Urerfahrung, die Spielende, Singende und Zuhörende tief verbindet. Gerade jetzt in der Passions- und Osterzeit vermissen wir die kraftvoll tröstlichen Kirchengesänge ebenso wie die beschwingte Blasmusik in Gartenpavillons oder bei Dixieland-Frühschoppen.

In vielen Ländern Europas haben sich immerhin spontan Gruppen und Einzelmusiker zusammengefunden, die von Balkonen und Fensterbrüstungen aus ihre tönenden Hoffnungszeichen senden. Ihnen allen sei dieses Bild gewidmet, das ein Bläserquartett um 1905 auf dem Turmumgang der Markuskirche in Leipzig-Reudnitz zeigt. Wir wissen nicht, wer die vier adrett gekleideten Bläser waren und was sie an diesem offenbar noch kalten Tag aus ihrer im Vordergrund sichtbaren Notenmappe gespielt haben.
Und auch die 1884 an der Dresdner Straße erbaute Markuskirche wurde nach frühen Bauschäden sowie jahrzehntelanger Vernachlässigung 1978 gesprengt und besteht seitdem als kleine Gemeindehauskapelle fort, die sich in der späten DDR wohl nicht zufällig durch eine lebendige Oppositionskultur auszeichnete. Geblieben ist die Faszination der aus großer Höhe in Fenster und Ohren hineinwehenden Töne und das mit der verbindenden Kraft der Musik verbundene Gemeinschaftserlebnis. Wir werden es nach der unfreiwilligen akustischen Fastenzeit umso mehr schätzen gelernt haben …

Das Zusammenspiel von Posaunen und Trompeteninstrumenten hat übrigens eine lange Geschichte, die eng mit unseren Museumsräumen verbunden ist. Spielten doch die Leipziger Stadtmusiker der Frühen Neuzeit nicht nur auf dem emporenartigen "Pfeiferstuhl" unseres Festsaales, sondern täglich am Nachmittag auch vom Balkon des Alten Rathauses wohlgesetzte Choräle oder kunsthafte Sonaten. Daran erinnert die berühmte Sammlung „Hora decima musicorum Lipsiensium“, die der später von Leipzig nach Bautzen gewechselte Stadtmusikus Johann Pezel 1670 drucken ließ.

Inventar-Nr. F/3663/2005
Turmbläser auf dem Turm der Markuskirche, Dresdner Straße, um 1905 (Fotografie: Adolf Deininger)


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